Die häufigsten Stress – Symptome und ihre Intensität

Stress ist eine unspezifische, ganzheitliche Antwort auf innere oder äußere Belastungen (Stressoren), die das ganzheitliche Wohlbefinden einer Person negativ beeinflussen können. Reichen die einer Person zur Verfügung stehenden inneren und äußeren Ressourcen (Kompetenzen) aus, um das eigene Wohlbefinden wieder ins Gleichgewicht zu bringen, lässt der Stress nach. Die akute Alarmreaktion beruhigt sich wieder. Es kommt zu neuen Lernerfahrungen, die zukünftig als Bewältigungsressourcen dienen können. Übersteigen die Stressoren die Ressourcen, kommt die Person aus dem Gleichgewicht und reagiert mit anhaltenden Stressreaktionen.

Lorethy Starck und Klaus van Treeck erfassten die körperlichen, seelischen, kognitiven und sozialen Belastungs-Symptome freikirchlicher Pastorinnen und Pastoren im Zeitraum zwischen 2015 und 2019[i] mit verschiedenen Inventaren. Die 15 häufigsten Symptome – untersucht mit den BOSS I & II Burnout-Screening-Skalen (Katja Geuenich & Wolfgang Hagemann 2014) sind in der folgenden Tabelle aufgeführt.

 

Ranking der Häufigkeit der Symptome
Je höher die Rankingposition, desto häufiger tritt es auf.
Rang Häufigkeit
Weniger gemeinsam verbrachte Zeit in der Familie und in der Partnerschaft1
Schwierigkeiten, sich gegenüber Erwartungen vertrauter Personen abzugrenzen und das zu tun, was den eigenen Motiven und Bedürfnissen entspricht2
Die Fähigkeiten, Enttäuschungen und Misserfolge zu akzeptieren und erfolgreich zu überwinden, nehmen ab3
Die Sorge um das eigene ganzheitliche Wohlbefinden nimmt zu4
Ein hohes und intenives Arbeitspensum wird als starke Beanspruchung empfunden5
Das empathische Interesse am Wohlbefinden vertrauter Personen im beruflichen und privaten Umfeld nimmt ab6
Bei unvorhersehbaren Störungen, Unterbrechungen oder Herausforderungen im beruflichen Arbeitsablauf kommt es zur längeren Störung der inneren Ausgewogenheit7
Es fällt schwerer, im Berufsalltag Entscheidungen zu treffen8
Sexualität und Erotik in der Paarbeziehung wird vernachlässigt9
Es kommt zu einem verstärkten Rückzug aus dem Leben (Anteilnahme & Verantwortung) in der Partnerschaft und der Familie.10
Es fällt schwerer, das ganzheitliche Wohlbefinden eigenständig zu regulieren. Die Fähigkeit zu entspannen nimmt ab.11
Zunehmend zieht sich die Person aus vertrauten (freundschaftlichen) privaten und beruflichen sozialen Beziehungen zurück12
Es kommt vermehrt zu Verspannungen der Muskulatur13
Situationen und Personen gegenüber entwickeln sich vermehrt negative Haltung und Sichtweisen14
Die gewohnte Konzentrationsfähigkeit lässt nach15

 

Die Symptome können unterschiedliche Ursachen haben und müssen nicht unmittelbar mit Stress in Verbindung gebracht werden. Daher ist bei ihrem Auftreten eine medizinische Abklärung zu empfehlen. Erst danach können Erklärungsmodelle herangezogen werden, die Stressbelastungen und psychische Erklärungsmodelle einbeziehen.

Reichen die inneren und äußeren Ressourcen dauerhaft nicht aus, Stress zu bewältigen, können sich psychische Störungen bilden. Auch diese sind immer durch Fachärzte abzuklären. Das Burnout Symptom ist eine Zusatzdiagnose zu anderen psychischen Störungen.

In unserer Studie[ii] zeigt sich die Belastungs- und Burnoutentwicklung zuerst in eine Zunahme der Anzahl (Breite) der Belastungssymptome. Mit einer zeitlichen Verzögerung erhöht sich dann die subjektiv wahrgenommene Beeinträchtigung (Intensität) des ganzheitlichen Wohlbefindens. Breitenkurve und Intensitätskurve gleichen sich zunehmend an. In dieser Phase kann „ein kleiner Tropfen das Faß überlaufen lassen“ und zu körperlichen, seelischen, geistigen, sozialen und spirituellen Störungen oder Krisen führen. Die Zunahme der Breite der Belastungen entspricht einem etwaigen Frühwarnsystem – auch wenn die Intensität der Belastungen zuerst noch erträglich scheint. Es lassen sich auch eigene Grenzwerte (Cut-Off-Werte) sowohl für die Breite als auch die Intensität von Belastungssymptomen ausmachen. Bei Überschreitung dieser Grenzwerte ist eine ärztliche Abklärung anzuraten.

Die folgenden 15 Symptome werden von Geistlichen als besonders intensiv und belastend (trifft überwiegend zu, trifft zu, trifft stark zu) empfunden (absteigende Rangfolge der Top 15):

Tabelle: Häufigkeit von Beschwerden

Ranking der empfundenen Belastungstärke
Je höher die Rankingsposition, desto höher wird das als belastend empfunden.

Rang
Symptomstärke

Die Zeit für Gemeinsamkeiten kommt zu kurz.

1

Es fällt mir schwer, mich abzugrenzen, nein zu sagen.

2

Sexualität und Erotik kommen zu kurz.

3

Es fällt mir schwer, mich zu entspannen und abzuschalten.

4

Ich nehme wenig Anteil am Leben meiner Freunde.

5

Ich reagiere nur noch anstatt zu agieren, ich funktioniere lediglich.

6

Ich mache mir zunehmend Sorgen um meine Gesundheit.

7

Ich kann mich über Erfolge im Job nicht mehr nachhaltig freuen.

8

Ich befinde mich in ständiger Sorge und Anspannung, dass ich meinen Job nicht bewältige.

9

Ich leide unter Schmerzen (Gelenke, Rücken, Hautbrennen etc.).

10

Meine Frustrationstoleranz ist begrenzt.

11

Ich schlafe schlecht.

12

Ich nehme weniger Anteil am Leben in der Familie/Partnerschaft.

13

Ich leide unter Schlafstörungen.

14

Lange Arbeitstage werden für mich zur Qual, zum Dauerstress.

15

 

Die Häufigkeit und Intensität der Belastungssymptome können durch einen Test ermittelt werden, der auf 22 ausgewählten Items mehrheitlich aus dem BOSS I und II beruht. Die Interpretation der kostenlosen Variante erfolgt anhand von drei Ergebniskategorien:

 

Exzellentes Wohlbefinden

Ihre Einschätzung lässt ein hohes ganzheitliches Wohlbefinden vermuten. Sie geben an, wenig Belastungssymptome und eine geringe Belastungsintensität zu spüren. Sie erleben eine hohe Lebenszufriedenheit und berufliche Leistungsbereitschaft. Starke emotionale Gelassenheit, Zuversicht und Toleranzbereitschaft prägen Ihr Leben. In partnerschaftlich/familiären und sozialen Beziehungen erleben sie eine hohe Zufriedenheit.

Gutes Wohlbefinden

Ihre Einschätzung lässt ein stabiles ganzheitliches Wohlbefinden vermuten. Sie geben an, einige Belastungssymptome und eine gewisse Belastungsintensität zu spüren. Sie fühlen sich zufrieden und sind beruflich gerne engagiert und zeigen Leistungsbereitschaft. Emotional sind Sie meistens belastbar, gelassen und tolerant. Mit Ihren partnerschaftlich/familiären und sozialen Beziehungen sind Sie zufrieden.

Kritisches Wohlbefinden

Ihre Selbsteinschätzung deutet auf ein niedriges ganzheitliches Wohlbefinden hin. Sie zeigen eine hohe Anzahl von Belastungssymptomen und geben an, hoch belastet zu sein. Ihre Lebenszufriedenheit und berufliche Leistungsbereitschaft haben stark nachgelassen. Es fällt Ihnen schwer, emotional gelassen zu sein. Ihre Zuversicht geht zunehmend verloren und Ihre Toleranzbereitschaft ist gering. In partnerschaftlich/familiären und sozialen Beziehungen ziehen Sie sich stark zurück und sind unzufrieden. Wir empfehlen Ihnen, den Test innerhalb der nächsten 6 Wochen zu wiederholen. Ist Ihr Wohlbefinden weiterhin kritisch, empfehlen wir Ihnen, ihren Arzt aufzusuchen und ihm von Ihrem Befinden zu berichten.

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[i] Starck, Lorethy. Dissertationsprojekt an der pädagogischen Hochschule Weingarten

[ii] Siehe auch Katja Geuenich, Wolfgang Hagemann, 2014. BOSS Burnout-Screening-Skalen, Manual. Hogrefe Verlag Göttingen. 2. Auflage.

 

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